mit Kindern schreiben

Gemeinsam mit Kindern schreiben!

Es ist April. Die Kinder hocken drinnen, weil es draußen doch zu ungemütlich ist. Die Sonne hat sich geschickt hinter den grauen Wolken versteckt. Sie hat Pause. Regen prasselt auf den trockenen Boden. Dafür bin ich dankbar. Die Kinder langweilen sich. Alles Spielzeug ist schon durchgespielt. Was also tun? Lesen könnten wir doch, sage ich. Meine Kinder lieben Geschichten. Unser Haus ist voll mit Büchern, Bilderbüchern, Kindergeschichten, Jugendromanen, Sachbüchern, Krimis… Und meine Kinder lieben es auch, Geschichten zu hören. Doch nicht immer zündet die Idee, sich beim ungemütlichen Wetter aufs Sofa zu lümmeln und sich in andere Welten hineinzulesen oder -zuhören. 

Schreiben statt Hören

Dann fällt mir ein, dass ich unbedingt das One-Page-Zine ausprobieren wollte. Anleitung rausgesucht und nachgebastelt. Meine Kinder kommen interessiert an den Esstisch heran und fragen, was ich da gemacht habe: „Ein kleines Heft, in das man etwas hinein schreiben kann. Daraus könnte man auch ein Buch machen.“ 

Und schon war der Nachmittag gerettet. Nun wollten sie selbst schreiben. Mit dem Jüngeren ist ein Bilderbuch entstanden. Bilderbuch schreibenEr hat die Geschichte dazu erzählt und zusammen haben wir die Bilder gemalt. Mit ihm konnte ich erleben, wie von einer Figur Dino aus eine Geschichte entsteht und Bilderbuchmein Kind am Ende klar äußern konnte, wie diese Geschichte enden musste: „Und am Ende findet der Dino einen Freund. Denn darum ging es die ganze Zeit.“

Dranbleiben – das Kind zum Schreiben weiter anregen

Bei dem Größeren war das Feuer erst ganz groß, doch erlosch sehr schnell, als er sich an sein kleines Heft machte. Zunächst gestaltete er das Cover. Das wusste er: Vorne muss der Titel hin. Da fiel ihm ein, dass es auch ein Tagebuch sein könnte. So schrieb er also auf das Deckblatt: Tagebuch. Und dann kam die Leere. „Mama, was schreibt man in ein Tagebuch?“ Ich gab ihm ein paar Anregungen. Aber die Ideen wollten erst nicht kommen. Doch dann entstand eine Geschichte in seinem Kopf und schwups landete ein neuer Titel auf dem winzigen Heft. Der Platz reichte nur nicht so richtig, weil er auch noch ein kleines Buch auf das Buch gemalt hatte. Was nun? „Das Buch ist jetzt sinnlos“, meinte er und legte es weg. Ich griff danach und schrieb auf das Cover: Das sinnlose Buch. Das gefiel dem Großen. „Da kann man Quatsch reinschreiben.“ „Ja genau.“ Wieder ein Zögern. „Ich schreibe einen Satz, du schreibst einen Satz. Und dann schauen wir, was passiert.“ Den ersten Satz, der mir einfiel, schrieb ich auf der ersten Seite. Und so entstand in einem Ping-Pong-Spiel ein Buch von meinem Sohn Nr. 1 und mir. Das sinnlose Buch

Ermutige-Kinder-zu-schreiben-Tag

Euch nur diesen Nachmittag zu schildern, lässt mein Herz hüpfen und ist mir ein Blogpost hier wert. Und es passt in diesen Monat, Kind schreibt weiterdenn am 10. April wird in den USA der National Encourage a Young Writer Day (Ermutige-Kinder-zu-schreiben-Tag) gefeiert. Mit diesem Tag soll der literarische Nachwuchs gefördert werden. Mit der Aufforderung können wir Erwachsene den Tag wohl so verstehen, dass wir junge Schreibtalente bestärken, ihrer Leidenschaft nachzugehen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Außerdem können wir alle Kinder zum Schreiben ermutigen, ans Schreiben heranführen. 

Für uns ist es ein Anlass, Kinder zum Schreiben anzuregen. Ob sie danach weiterhin literarisch schreiben, ist gar nicht so wichtig. Aber vielleicht erleben sie die Freude an Geschichten neu, entdecken ihre Phantasie und den Spaß an Büchern oder die Kraft des Schreibens für sich – so wie mein Großer schon zum Tagebuch ansetzen wollte. 

Kleine Anregungen zum Schreiben, große Wirkung

An diesem einen Nachmittag kam die Anregung zum Schreiben von allein. Doch als Schreibverführerin denke ich schon darüber nach, wie an Kinder die Freude des Schreibens vermittelt werden kann. Oder eigentlich, wie ich sie anstiften kann, mit welchen Impulsen ich sie stupsen kann, sodass sie auch Spaß daran haben.

SchreibanregungenEin klitzekleines Heft zu basteln, kann also schon mal funktionieren. Aber auch klitzekleine Texte regen schon an. So hat Jana ihr eines Kind zum Dichten verführt mit Haikus, Zevenaars, Elfchen oder Akrostichons. Und zu den Formen noch Impulse geben, wo man alles Inspiration finden kann – in Buchtiteln, in Katalogen, auch von Supermärkten, in einzelnen Wörtern, die man sich von verschiedenen Personen schenken lässt. Und so können erst mal kleine Texte entstehen, die schon viel Stolz hervorrufen. Oder ein ganzes Buch mit Gedichten, die dann vielleicht bei einem Wettbewerb eingereicht werden können oder einfach nur zu Ostern, Geburtstagen, Weihnachten verschenkt werden. Anstatt den Omas und Opas das 10. selbstgemalte Bild zu überreichen, kann es doch ein Gedicht, eine Erzählung, ein Märchen sein. 

Lasst uns Kinder zum Schreiben anstiften. 

Schriftstellerische Grüße

Eure Nora (und Jana)