Warum es sich lohnt, Gedichte zu schreiben
Warum es sich lohnt, Gedichte zu schreiben
Mit poetischen Texten sich selbst und andere coachen
Ramona Jakob: Poesie ist Lebenstanz. Warum es sich lohnt, Gedichte zu schreiben
(erschienen bei Schneider Verlag Hohengehren, 2016)
Link zum Buch beim Verlag: http://www.paedagogik.de/index.php?m=wd&wid=3030
Auf der Homepage der Autorin erfahren Sie mehr über ihre vielfältige Arbeit: http://ramonajakob.berlin/
Der wissenschaftliche Hintergrund zum Buch
In diesem Buch „Poesie ist Lebenstanz. Warum es sich lohnt, Gedichte zu schreiben“ stellt Ramona Jakob wichtige theoretische Hintergründe, ihr methodisches Vorgehen sowie die Ergebnisse ihres Dissertationsprojektes vor. Die Forschungsarbeit zur Bedeutung poetischer Schreibprozesse für die persönliche Entwicklung von Schreiber*innen in nichttherapeutischen Beratungsprozessen wurde als E-Paper auf den Seiten der Europa-Universität Viadrina veröffentlicht. Dieses Buch ist eine eingängige Ergänzung dazu, ist Information und Inspiration für Schreibvermittler*innen und Poesiecoaches.
Wie ist das Buch aufgebaut? Was ist Inhalt der Studie?
In dem einführenden Teil versorgt Ramona Jakob uns Leser*innen mit Hintergrundinformationen über Poesietherapie und Poesiecoaching und macht deutlich, aus welch zahlreichen Ansätzen sich Poesietherapie und Poesiecoaching speisen und dass aus verschiedenen Perspektiven geforscht werden muss. Die Autorin bringt so viele Aspekte zusammen, die für uns neu sind und erklärt inspirierend, warum Schreiben wertvoll sein kann. Nach dieser Lektüre waren wir auch neugierig auf die wissenschaftlichen Studien, auf die sich R.J. bezieht. Zudem haben wir uns viele Zitate und Quellen über die Bedeutung von Worten und Sprache markiert. Mit ihrem Einführungsteil leitet Jakob hin zu ihrer Forschungsfrage nach der Bedeutung poetischer Schreibprozesse für die Schreibenden.
Um diese Frage beantworten zu können, hat Ramona Jakob Schreibsettings und Schreibanleitungen für Schreibgruppen und einzelne Schreiber*innen entwickelt und diese durchführen lassen. Im Anschluss an ein Set von Schreibaufgaben wurden die Teilnehmenden per Fragebogen nach der jeweils kognitiven und emotionalen Bedeutsamkeit der formungebundenen und formgebundenen Aufgaben befragt. Im Anschluss an die gesamte Folge von Schreibsettings hat Ramona Jakob qualitative Interviews mit den Schreiber*innen sowie den Schreibgruppenteilnehmer*innen und -leiter*innen geführt. Die Analyse und Deutung der Daten hat die Forscherin sehr behutsam vorgenommen und präsentiert sie wertschätzend, poetisch aber auch systematisch mit Abbildungen und Tabellen.
Zu welchen Erkenntnissen kommt die Forscherin? Und was macht dieses Buch besonders?
Was uns richtig gut gefällt an diesem Buch, ist, wie wertschätzend die Forscherin und Autorin mit den Texten und Gedanken der Teilnehmer*innen der Studie und mit ihren eigenen umgeht. Der ganze Teil, im dem sie sich der Auswertung und Darstellung der Erkenntnisse widmet, wirkt so liebevoll, teilweise auch poetisch. Da fließen ganz wunderbare Worte. Für uns liest es sich so, als hätte die Verfasserin dort besonders ihre Stimme gefunden und nähme besonders diese Erkenntnisse wichtig. Und ganze Gedichte von Ramona Jakob und von den Teilnehmer*innen vermitteln sie noch poetischer und ja bildlicher, rhythmischer, näher… Wir waren erstaunt, was die Forscherin alles herausgearbeitet hat und wie einiges zusammenhängt. Jetzt, wo wir das gelesen haben, dachten wir oft “ja, stimmt”. Es ist so, als hätte Ramona Jakob vielen unserer Erfahrungen zu einer Erklärung verholfen, ohne die Magie zu verlieren. So erklärt sie, wie die Teilnehmer*innen ihrer Studie durch das poetische Schreiben eine Art Differenzerfahrung zu ihrem Alltag erleben und so Raum für sich selber und ihre persönliche Entwicklung gewinnen. Durch die Poesiearbeit gestalten sie ihre Gefühle, verändern Perspektiven, spielen mit Nähe und Distanz, finden Bilder bzw. eine Bildsprache für ihr eigenes Leben, spüren den Rhythmus der Poesie innerlich, sind achtsam mit sich, erleben Freude und sich selbst wirksam.
Wie können Poesiechoaches diese Ergebnisse konkret nutzen?
Der Bezug zum Poesiecoaching besteht für uns vor allem darin, dass die Verfasserin darauf aufmerksam macht bzw. den Poesiecoaches verständlich macht, wie und wodurch das poetische Schreiben für die Schreibenden wirken kann und wie formungebundene und formgebundene Textformen verschieden genutzt werden können. Zunächst aus der Sicht der Schreibenden betrachtet, wird klar, was das für das Handeln von Poesiecoaches bedeutet, für die Vorüberlegung, den Einsatz von bestimmten Schreibimpulsen, die Gestaltung von Schreibsetting bis hin zum Umgang mit Texten der jeweiligen Schreiber*innen.
Ist dieses Buch auch relevant für Schreibende und Lehrende an Hochschulen?
Ja durchaus, für Schreibgruppenleiter*innen, für Studierende und Promovierende, für Vermittler*innen des wissenschaftlichen Schreibens sind diese Ergebnisse und Anregungen sehr relevant. Sie können darin Ideen finden, wie Lehrveranstaltungen und Workshops mit Schreibanregungen systematisch aufgebaut werden können und inwiefern das Schreiben von Gedichten bzw. poetischen Texten dabei helfen kann, neue Denkwege zu beschreiten, kreativ alte Argumentationsmuster aufzubrechen, von gewohnten Betrachtungsweisen Abstand zu gewinnen und Bilder für Gedanken zu finden.
Unser Fazit
Das Buch informiert über die wissenschaftlichen Hintergründe des poetischen Schreibens im Rahmen von Poesietherapie und Poesiecoaching. Die Ergebnisse der Studie inspirieren, regen zum Denken an über die Prozesse und Besonderheiten des poetischen Schreibens und dessen wertvolle Bedeutung für die Schreibenden. Die „Gedichtanleitungen“ im Anhang sind wichtig fürs Verständnis, verleiten zum Schreiben und Nachspüren – genau wie die Schreibaufgaben, die am Ende jedes Kapitels direkt an die Leser*innen adressiert sind. In Sonetten zum Auftakt der Kapitel verdichtet Ramona Jakob ihre Fragen und die Kapitelinhalte aus ihrer Forscherinnenperspektive. Wir lieben dieses Buch! Wir lieben das Schreiben!