Ein NaNoWriMo-Märchen
Am Erzähl-ein-Märchen-Tag ein Märchen für Sie zum National Novel Writing Month
Jeden November findet der National Novel Writing Month statt; ein mittlerweile internationales Event, bei dem Tausende von Menschen in einem Monat einen Roman von 50000 Worten verfassen wollen (oder wie Jana mal ausprobiert hat: Gedichte). Ich liebe dieses Ereignis und habe auch schon so einige Jahre die Feder geschwungen. Letztes Jahr wollte ich aber keinen Roman verfassen, sondern viele, viele Märchen. Dabei habe ich auch dieses kleine Märchen geschrieben und möchte es am Erzähl-ein-Märchen-Tag (26. Februar) teilen. Und für alle, die dann auch Lust haben ein Märchen zu verfassen, gibt es am Ende noch eine Übungen!
Ein NaNoWriMo-Märchen
Es war einmal ein Mädchen, das verzweifelt versuchte, Wörter zu sammeln. Sie hatte sich auf einen unbeschreiblich schweren Wettbewerb eingelassen. Sie liebte Worte, sie konnte diese den ganzen Tag aufschreiben, sie zu Sätzen formen, in Gedichte verpacken, mit ihnen in Geschichten spielen, sie reimen, sie nicht reimen, sie verdrehen, aufheben und neu betrachten. Sie wollte sie basteln und malen und nach dem schönsten suchen, sie wollte ein Bild durch Wörter kreieren, das seine Gefühle am besten ausdrückte. So sehr liebte sie Worte.
Und doch war das Sammeln von Worten in diesem Wettbewerb unsäglich schwer für sie. Sie war unter Druck, jeden Tag sollte sie 1667 Worte sammeln. Doch woher sollte sie all diese Worte nehmen? Sie wurde zunehmend sprachlos. Kein Wort wollte ihr mehr in den Kopf kommen, kein Wort floss auf ihr Papier, kein Wort entschlüpfte ihren Lippen. In Verzweiflung schlug sie ein Buch auf und wollte sich dort ein paar Worte borgen. Wirklich nur borgen, schwor sie sich. Doch das Buch war leer. Kein Wort war zu sehen. Wo waren sie hin? Wer hatte ihr die Worte genommen? Was für ein Unglück? Das Mädchen weinte und weinte und weinte und fühlte sich so unendlich leer.
Dabei dachte sie, das ist doch ein leichtes für sie – 1667 Worte zu sammeln, Tag für Tag, kein schweres Vorhaben bei ihrer Liebe zu Worten. Doch sie geriet unter Druck, wollte es den anderen beweisen, wie gut sie im Worte finden war. Die ersten Tage liefen noch gut, doch dann wurde es schwerer und schwerer bis es gar unmöglich war, neue, schöne, frische, fröhliche, alte Worte zu finden. Auch schummeln wollte ihr nicht gelingen, denn sie konnte sich nicht selbst betrügen.
Und so kam es wie es kommen musste. Am Ende entstand nur noch Kauderwelsch: Zipperliguck, Glücksehrmaß, Liebseifrier, Eidasnie… Und dann die Sprachlosigkeit.
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Tagelang.
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Dann eines Tages saß sie an einem Bach; er plätscherte vor sich hin. Sie sah ein Blatt in den Bach fallen und folgte mit den Augen dem Blatt, wie es so gemächlich dahin schwamm. Sie stellte sich vor, wie das Blatt vom Wasser des Baches getragen wurde hin in einen Fluss und dann trieb es weiter und wurde von den Wellen geschaukelt bis hin zum Meer und dann entschwand es im großes Wasser und floss und floss und floss und wurde eins mit allem. Und wie das Mädchen so da saß und an das Blatt dachte, da fingen ihre Gedanken an zu fließen und dann zu fliegen. Die Worte kamen wieder zu ihr. Sie musste sie gar nicht suchen, sie waren ja schon da. In ihr. Und wenn sie einfach nur an sie dachte und mit ihnen spielte und dabei ganz bei sich war, dann waren alle Worte da. An diesem Tag war das Mädchen wieder glücklich und liebte die Worte wie zuvor.
Eine Märchen-Übung zum Erzähl ein Märchen Tag
Schreiben Sie ein Märchen mithilfe der folgenden Satzanfänge. Sie können einfach die Sätze vervollständigen und weitergehen und somit ein kurzes Märchen schreiben. Oder Sie schreiben ein paar Sätze mehr bis zum nächsten Satzanfang.
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- Es war einmal… (Held/Heldin, Wohnort und die alte, gewohnte Welt – Familie, Freunde… – vorstellen)
- Und jeden Tag… (Wie sieht der Alltag der Heldin aus?)
- Bis eines Tages… (Ein Problem taucht auf.)
- Und dann… (Das Problem wird größer, es wird schlimmer für die Heldin)
- Und deswegen… (Das Problem verstärkt sich noch mehr.)
- Bis endlich… (eine ungeahnte Hilfe kommt vorbei, die Heldin hat eine Idee)
- Und seitdem… (das Problem ist gelöst)
- Und wenn Sie nicht gestorben sind, dann…
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Erzählen Sie ein Märchen, heute am Erzähl-ein-Märchen-Tag!
Verzauberte Wünsche, Ihre Nora
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