Wie automatisches Schreiben meine Jahresplanung verlangsamt und intuitiv werden lassen hat
Die Jahreswende ist ein wundervoller Moment für Journaling, und ich liebe es auch, die ruhigen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr fürs Schreiben zu nutzen. Doch mein schreibender Start in das Jahr 2024 gestaltete sich anders. Normalerweise schreibe ich in den letzten Dezembertagen in mein Journal, wie ich das vergangene Jahr erlebt habe, was ich daraus mitnehme und was ich loslasse. In den ersten Tagen des neuen Jahres plane ich dann. Ich schreibe mir bewusst meine Ziele auf, was ich erreichen möchte und was ich glaube, was im neuen Jahr so ansteht. Mein Verstand hilft mir dann zu formulieren, wie ich das neue Jahr gestalten könnte.
Dieses Jahr ging mir das aber nicht so leicht von der Hand. Insgesamt zog sich mein Jahresbeginn-Journaling bis in den März hinein und ich fand einen anderen Weg – automatisches Schreiben und mein Bauchgefühl nutzen -, mich dem zu nähern, was ich mir dieses Jahr wünsche.
Lass mich erzählen, was ich aus diesem Prozess über das Schreiben und mich gelernt habe.
Die Dunkelheit des Winters vorbeiziehen lassen
Als ich mir zu Beginn des Jahres meine übliche Jahresplanung vornehmen wollte, fiel es mir ziemlich schwer, mir Klarheit zu verschaffen und kraftvoll die ersten Schritte zu gehen. Vielmehr war mir nach einigeln und nach Rückzug. Im Schreiben drehte sich alles noch um die Vergangenheit, immer wieder kam ich auf Themen zurück, die ich noch verarbeitete.
So wie sich der Winter über den Neujahrstag hinaus streckte, so zog sich auch meine Zeit der Reflexion und des Loslassen noch hin. Mein Bauchgefühl signalisierte mir, dass ich noch nicht bereit bin für die Planung des Neuen. Und das passte auch zu meinen beruflichen Tätigkeiten und dazu, womit ich irgendwie auch schon die Jahre zuvor gehadert hatte. Im Januar bin ich meistens noch mit Aufträgen beschäftigt, die ich im alten Jahr begonnen habe. Mein Unterricht an Schule und Hochschulen lief noch bis Mitte Februar. Unterlagen für die Steuererklärung sind noch nicht komplett. Abrechnungen an mich sind noch unbezahlt. So konnte ich viele Aufgaben tatsächlich noch nicht zum 1.1. abschließen.
Der Januar schlich noch im Gefühl des Winterschlafs vorbei, und ich folgte meinem Bauchgefühl und liess mir Zeit für die Jahresplanung.
Mit der alten Tradition brechen
Wie in Deutschland eigentlich üblich begann mein 2024 irgendwie nicht am 1.1. Erst Anfang Februar spürte ich wieder Kraft und Zuversicht, nach vorne zu schauen. Ich schloss mit dem Alten ab und fing an, mich auf das neue Jahr zu fokussieren. Das zeigte sich in meinen Journaling-Einträgen, immer dann wenn ich einfach frei drauflos schrieb. Ich horchte in mich hinein und dachte, die Zeit war gekommen, mein Jahr 2024 zu planen. So nahm ich mir mein Journal hervor und startete mit der Planung so wie ich es sonst auch immer tat. Und wieder stockte ich. Da ich schon mit dem üblichen Zeitpunkt gebrochen hatte, gewährte ich mir nun, auch die Art und Weise meiner Planung zu verändern. Mein Bauchgefühl hatte mir zu Beginn des Jahres geraten, meinen eigenen Weg zu gehen und mich nicht dazu zu zwingen, mir Pläne für das neue Jahr zu machen.
Mit dem Gefühl beginnen – automatisches Schreiben
Dieses Bauchgefühl wollte ich auch für meine Planung nutzen. Und so bin ich intuitiv vorgegangen. Ich ließ zuerst mein Bauchgefühl, ohne Zensur – also ohne meinen Verstand – sprechen. Meinen Kopf habe ich ausgeschaltet und meine Planung mit dem automatischen Schreiben begonnen. Dafür lege ich mir gern ein großformatiges Papier bereit, um meinem Unterbewusstsein Raum zu geben, sich zu entfalten. Dazu lege ich einen dicken Filzstift, weil dieser besonders gut übers Papier gleiten wird. Der Stift liegt gut in meiner Hand, lässt sich leicht führen und ich werde beim Schreiben nicht aufdrücken müssen.
Liegt alles bereit, starte ich die Schreibsession mit einer Atemübung. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf meinen Atem, bis ich entspanne und mein Kopf leer ist. Dazu nutze ich vor allem die 3-6-9-Atmung. Ich atme drei Zähler ein (ich atme also ein und zähle bis 3), dann halte ich den Atem 6 Zähler und atme 9 Zähler aus. Das tiefe Atmen entspannt mich und meinen Körper, mit dem langen Ausatmen lasse ich alles Negative und Überflüssige raus. Meine Nerven beruhigen sich.
Und dann in der Ruhe beginne ich einfach zu schreiben. Ohne Vorsatz. Ohne Ausgangspunkt. Ohne Frage. Ich lasse los und vertraue darauf, dass etwas aus mir heraus aufs Papier fließen wird. Ich schreibe ohne Unterbrechung, ohne nachzudenken, bis mein Gedankenfluss versiegt. Das dauert meist 10 bis 20 Minuten.
Danach kann ich durch meinen Text gehen und schauen, was darin auftaucht. Oft entdecke ich überraschende Gedanken, Gefühle und Wünsche darin.
Ideen säen – schreibend Samen setzen
Bei der Durchsicht des Textes ging ich auf die Suche nach meinen wirklichen Wünschen für das neue Jahr. Die einzelnen Wünsche oder Ideen nahm ich auf und vertiefte mich in sie. Ich ging nicht sofort los und machte ganz konkrete Pläne mit festen Zielen und Meilensteinen. Es war noch Ruhe und auch Geduld angesagt. Etwa zur selben Zeit fing ich auch an, in meiner Küche die ersten Samen in Töpfchen zu stecken, um meine Pflanzen für den Garten vorzuziehen. Noch unter der Erde versorgte ich sie mit Wasser und wartete geduldig darauf, dass sie anfangen zu keimen.
Und so konnten auch die Ideen in mir und durch mein vertieftes Schreiben anfangen zu keimen. Ich blieb geduldig. Preschte nicht wie die Jahre zuvor los und wollte sofort alles umsetzen. Langsam erblühte meine Kreativität. Die Ideen und Wünsche wurde konkreter, aus den Samen streckten sich allmählich zarte Stiele und Blättchen und ich konnte erkennen, welche Pflanzen daraus erwachsen können. Meine Schreib-Lust für Geschichten erwachte, Ideen für Texte kamen zu mir und meinen Blick für Fotomotive schärfte sich.
Wo nun die Natur draußen erwacht und das Leben in voller Kraft zurückkehrt, fühle auch ich mich bereit, meine Wünsche umzusetzen. Und tatsächlich erst jetzt zeigt mir mein Verstand die Schritte dahin. Ich werde die Pflänzchen gießen, in die Sonne stellen und alsbald in den Garten setzen. Dort bekommen sie dann Besuch von Bienen und Schmetterlingen, ich kann er ihre Blüten und dann die Früchte genießen.
Meine Erkenntnisse aus dem automatischen Schreiben
Nicht immer ist es hilfreich nach alten Mustern und Vorstellungen vorzugehen oder gar einer Gewohnheit zu folgen. Ich kann mir vertrauen, wenn ich das Gefühl habe, ich komme nicht voran, wenn ich mein übliches Vorgehen wiederhole. Dann darf ich mich ausprobieren und neues Vorgehen finden. Für mich ist das Schreiben dabei genau richtig, denn auf dem Papier kann ich mich austoben. Außerdem ist Papier geduldig und ich darf in Ruhe, meinen Weg finden und gehen, darf mich verlaufen, nochmal woanders abbiegen, an den Ausgangspunkt zurückkehren, mich wiederholen und immer wieder dieselben Fragen stellen und über dieselben Ideen und Wünsche nachdenken, bis sich mir schwarz auf weiß eine Lösung zeigt.
Mir ist klar geworden, wie sehr ich das automatische Schreiben liebe. Mich einfach in das Vertrauen fallenzulassen, dass sich durch das Tun selbst meine Gedanken verschriftlichen. Auch bei Aufgaben, an die ich normalerweise mit Verstand herangehe, kann ich mit dem automatischen Schreiben beginnen und erstmal schauen, was mein Unterbewusstsein zu sagen hat.
Immer und immer wieder über meine Wünsche zu schreiben mit Geduld, bringt mich den Schritten näher. Mit dem wiederholtem Schreiben bin ich meinen Zielen weiter auf die Spur gekommen. Ich habe mich ihnen immer wieder gewidmet und sie schreibend durchdrungen, bis der Punkt kam, an dem ich loslegen konnte. Da erst zeigte sich in meinem Schreiben die Klarheit, die ich brauchte. Nun konnte ich die Schritte benennen, die ich gehen will.
Lass dich darauf ein
Vertrau deinem Bauchgefühl, anstatt an Traditionen festzuhalten. Finde die Zeit, in der du bereit bist, dich deinen Zielen zu widmen. Wenn dafür erst die Winterdunkelheit vorbeiziehen muss, dann lass sie ziehen. Wenn du dich dafür erst verkriechen möchtest, dann verkriech dich. Finde deinen Weg zu deinen Zielen. Male, spaziere, atme, schreibe. Und mach das so oft, wie es für dich und dein Bauchgefühl richtig ist. Wenn du genau wie ich schreibst, dann probiere gern das automatische Schreiben für dich aus.
Automatisch zu schreiben, bedeutet den Stift aufs Papier zu setzen und einfach loszulegen – ohne dabei nachzudenken. Es geht um das Vertrauen darin, dass aus uns heraus die Worte fließen werden, dass in uns verborgen immer ein erster Satz wartet und sich daraus dann weitere Sätze formen. Lass dich darauf ein, ohne deinen Verstand zu schreiben und schau, was aus dir heraus entsteht.
Aus dem Bauch heraus…
Nora
- Um dich auf das automatische Schreiben vorzubereiten, kannst du dich mit der Stille verbinden.
- 3 Anregungen, um achtsam zu schreiben und sich mit dem Augenblick zu verbinden, findest du hier: https://www.schreibdrueber.de/3-schreibuebungen-gegen-stress
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