schreiben in der Stille

Schreiben in der Stille.

Nach dem lauten letzten Tag im Jahr – nach Sylvester – verbringen wir in der Familie den ersten Tag im neuen Jahr in Ruhe, manchmal fast in Stille. Wir legen alle unsere Handy, Tablets, Laptops beiseite, lassen Fernseher und Radio aus. Waschmaschine und Geschirrspüler stehen auch meist still (klappt leider nicht immer). Es gibt auch keine großen Verabredungen oder Telefonate. Wir gehen lieber spazieren oder spielen Brettspiele und puzzeln oder malen. 

Ich möchte dich einladen, dir Tage der Stille zu schaffen. Und dir zeigen, wie sie meine Inspiration beflügelt. 

Eine Idee aus Bali

Die Idee zu einem ruhigen Tag hatte ich vor einigen Jahren, als ich einen Artikel über Bali gelesen habe. Zu ihrem Neujahrsfest feiern die Hinduisten Nyepi – den Tag der Stille. Nach einem lauten Fest (den Ogoh Ogoh Paraden) – ähnlich laut wie bei uns Sylvester – folgt ein Tag in absoluter Ruhe. Dort fahren keine Autos, der Flughafen ist gesperrt, das Internet liegt lahm, es läuft keine Musik, es wird nicht auf dem Herd gekocht, es geht keiner auf die Straße und die es sehr ernst meinen, schweigen auch den ganzen Tag.

Für mich klang das beim Lesen einfach herrlich, denn in unserer lauten schnellen Welt ist das so ein fremdes Erleben – totale Stille, nur die Natur macht noch Musik. Mein Herz sehnt sich hin und wieder nach genau solch einer Ruhe. Doch in der Nähe einer Großstadt zu leben, heißt meist auch mit vielerlei Geräuschen leben zu müssen. Hinzukommt der ständige Drang, das Smartphone zu zücken und Nachrichten zu lesen und zum Neujahrstag ja auch noch lauter Neujahrsgrüße zu senden und zu empfangen. Oder nach dem langen Wachbleiben an Sylvester sich auf die Couch zu lümmeln und einen Film zu schauen. Ablenkung und Berieselung. 

Ein Tage der Stille in meiner Familie

Meine Familie von der Idee zu überzeugen, einen Tag ohne elektronische Unterhaltung und auch fast ohne elektronische Geräte zu verbringen, war gar nicht so schwer. Wenn alle mitmachen, fällt es jedem leichter. Und wir finden uns an dem Tag in der Familie neu zusammen. Unsere Zeit ist langsamer und intensiver. Wir halten inne und langweilen uns auch mal, langsame stillemachen alles langsam. Wir sitzen da und dann kommt von irgendwo eine Idee her – für ein neues Spiel oder eine andere Tätigkeit. Selbst das Aufräumen wird plötzlich zur angenehmen Abwechslung. 

Die Stille regt uns immer an, etwas neues auszuprobieren, uns mit anderen Dinge als sonst zu beschäftigen. 

Meine persönliche Stille und Inspiration

Und bei mir? Da kommt die Inspiration. Im Innehalten und leise sein. Irgendwann greife ich zu Stift und Papier. Dann schreibe ich oder male ich. Ohne Ziel. Denn das lehrt mich dieser Tag auch. Ich habe kein Ziel, ich muss nicht etwas erfüllen. Ich bin einfach da und in Stille. Die verlangt nichts von mir. 

Das Verlernen der Stille

2023 ist mir immer wieder aufgefallen, wie oft ich in Schreibkursen nach dem Ziel und Erfüllung der Aufgabe gefragt werde. Ich gebe einen kreativen Schreibimpuls und sofort wird gefragt, wie die Aufgabe erfüllt werden muss, wie viel Zeit man dafür hat, ob man mir dann den Text geben soll und in welcher Form. Meine kreativen Schreibaufgaben sind immer dazu gedacht, produktiv schreibendass sie für alle Beteiligten Freiheit bedeuten sollen. Sie dürfen sich darin ausprobieren und fallen lassen. So sage ich es auch an und doch folgen immer wieder dieselben Fragen. Haben wir verlernt, etwas ohne Ziel und Erfüllung zu machen? Für mich ist das der Kern des kreativen Schreibens – schaffen ohne Vorgabe ohne Ziel, aus der Freude heraus im Prozess zu sein und zu erfahren. Haben wir verlernt, in der Stille zu sein und mal nicht schaffen zu müssen? Das hängt für mich zusammen, habe ich an meinem Tag der Stille festgestellt. Wenn ich nicht darauf aus bin, zu schaffen oder zu kreieren, einfach mal still bin, dann kann etwas ganz unerwartetes kommen und ich bin frei von dem Gedanken, dass mir etwas gelingen muss. 

Die Stille zum Inspirations-Ritual machen

Nun ist der Tag der Stille bei uns vorbei. Das neue Jahr hat begonnen und es ist Zeit, Pläne für das kommende Jahr zu Stille Naturschmieden. Das mache ich auch sehr gerne: Überlegen, was ich machen will, was meine Ziele im neuen Jahr sein werden. Doch 2024 werde ich auch die Stille einladen und ruhige Tage zum Ritual machen, sodass ich meine Inspiration frei leben kann. 

Und wie mache ich das konkret? Das werde ich wohl noch ausprobieren. Meditation könnte ein Ausgangspunkt sein oder Autogenes Training. Im Sommer setze ich mich unter einen Baum oder an ein Gewässer und werde die Natur genießen. Und dann warte ich, was da kommen mag. 

 

Ruhige Grüße

Nora