Tagebuch schreiben als Mama

Tagebuch von Mamas – Erinnerungen festhalten, Verbundenheit schaffen

Stell dir vor, dein Kind erhält zu seinem 18. Geburtstag ein besonderes Geschenk von dir. Ein Buch über sich selbst und zwar von dir verfasst. Ihr setzt euch an dem Tag zusammen und blättert das Buch durch, lest euch gegenseitig Textstellen vor. Es gibt Episoden, bei denen ihr gemeinsam lacht, es gibt Stellen, wo ihr erstaunt „Ach so war das…“ und Momente, wo dein Kind fragt: „Echt?“

Auch wenn meine Kinder noch keine 18 Jahre alt sind, durfte ich bereits einen solchen Moment erleben. Ich habe meinen Kindern ein paar Stellen aus meinem Mama-Tagebuch vorgelesen. Und weil dieser Moment so besonders war und ich schon seit 11 Jahren dieses Mama-Tagebuch führe, möchte ich dir in diesem Blogbeitrag die Idee eines solchen Tagebuchs näher bringen. Ich werde dir erklären, warum es wertvoll ist, seine Erinnerungen an und für die eigenen Kinder festzuhalten. Dabei ist es egal, wie alt deine Kinder bereits sind. Außerdem möchte ich dir ein paar Anregungen geben, wie du dein eigenes Tagebuch gestalten kannst.

Das sind die Inhalte des Beitrags: 

  1. Darum habe ich angefangen, ein Mama-Tagebuch zu führen
  2. Warum es das SCHREIBEN eines Mama-Tagebuchs sein sollte
  3. Was ich in mein Mama-Tagebuch schreiben
  4. Was ich dir als Ideen mitgeben möchte
  5. Ein persönliches Tagebuch ist so wertvoll
  6. Steig jetzt ein

 

1. Darum habe ich angefangen, ein Mama-Tagebuch zu führen

Ich schreibe Tagebuch. Das gehört zu mir. Mit meiner ersten Schwangerschaft habe ich mir ein Extra-Büchlein genommen und darin festgehalten, wie weit ich in der Schwangerschaft bin, was ich an diesem Tag getan habe und wie es mir in Bezug auf die Schwangerschaft geht. Ich habe wirklich jeden Tag geschrieben, kleine Einträge. Für mich war die Schwangerschaft etwas sehr Überraschendes aber auch so Freudiges, dass ich gar nicht anders konnte, als darüber zu schreiben.

Nach der Geburt habe ich auch ein Tagebuch geschrieben über mein Kind. So oft wie möglich habe ich über unseren Tag geschrieben und festgehalten, was das Leben mit einem Baby und später Kind ausmacht und was natürlich das Kind schon kann oder gelernt hat. In diese Einträge über mein Kind mischten sich Erlebnisse aus unserem Alltag und später sogar aus dem gesellschaftlichen Leben. 

Das Tagebuch über mein Kind und später über meine beiden Kinder war kein wirklich bewusste Entscheidung. Zum einen war es etwas, was ich eben tue – Tagebuch schreiben. Zum anderen weiß ich noch genau, dass mich die Aussage einer Mutter eines inzwischen erwachsenen Kindes sehr beschäftigt und damit beeinflusst hat. In unserem Gespräch meinte sie zu mir, dass sie sich an vieles aus den ersten Jahren mit ihrem Sohn nicht wirklich erinnern kann. Und das wollte ich nicht. Ich will mich erinnern und ich will mit meinen Kindern später darüber reden können.

 

2. Warum es das SCHREIBEN eines Mama-Tagebuchs sein sollte

Schreiben bedeutet für mich, mich ganz bewusst zu erinnern und Erinnerungen festzuhalten. Im Tagebuch kann ich immer wieder nachschauen, was in den einzelnen Jahren geschehen ist und wie es mir und auch meinen Kindern ging. Wir haben auch eine Fotobox und unzählige digitale Fotos, die ich auch hin und wieder mit den Kindern anschaue. Natürlich erzähle ich den Kindern dann auch etwas zu den Bildern. Oder sie erinnern sich an den Ausflug, den wir gemacht haben. Doch zu den Fotos kann ich ihnen nur erzählen. Jedes mal muss ich dabei sein. 

Wenn ich aber meine Erinnerungen aufschreibe, dann hinterlasse ich meinen Kindern einen Schatz. Sie haben die Möglichkeit, selbst zu lesen, sich allein hinzusetzen oder wenn ich nicht mehr bin, sich über meine Worte zu erinnern oder ihren Kinder davon zu erzählen.

Und wenn ich meine Erinnerungen meist nah an den Ereignissen aufschreibe, dann konserviere ich auch die Gefühle dieser Zeit, Einzelheiten bleiben präsent. 

 

3. Was ich in mein Mama-Tagebuch schreibe

Zu Beginn habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht, was ich in mein Mama-Tagebuch schreibe. Es war ein Tagebuch für mich. Ich habe meine Gefühle als werdende Mutter und als Mama verarbeitet. Das ist für mich ein wesentlicher Punkt beim Schreiben. Auf einmal gab es noch mehr Gefühle, die irgendwie durcheinander gingen. Sie waren intensiv und manchmal irgendwie irrational. Das ist eine bedingungslose Liebe gemischt mit Angst und Sorge. Die Welt wirkte ganz neu auf mich. Das alles aufzuschreiben, half mir, mit den Gefühlen und auch der Verantwortung umzugehen. 

Ebenso fing ich an, mir Gedanken über mein Selbst und meine Rolle als Mama zu machen. Mama zu werden, hat mich verändert. Ich habe Ansichten von mir in Frage gestellt, habe mir Gedanken über Dinge des Lebens machen müssen, die vorher keine Rolle spielten. Ich wollte herausfinden, wer ich als Mama sein wollte. Wie will ich mit meinen Kindern umgehen? Wie verhalte ich mich? Was finde ich gut? Was lehne ich ab? Ich hatte und habe immer noch viele Fragen in meinem Kopf. Auch da bringt mir das Schreiben Klarheit.

So ist für mich ein Mama-Tagebuch ein Ort, mich als Mama und als Ich zu finden. Die Gefühle und Erlebnisse zu verarbeiten und daraus zu lernen, wie ich mit meinen Kindern leben möchte. Dies ist der sehr persönliche Anteil des Tagebuchs. 

Mit der Zeit ist mir aber aufgefallen, dass ich in den einzelnen Einträgen meine Kinder immer wieder angesprochen habe. Ich habe so geschrieben, als würde ich ihnen von den Tagen, Ausflügen, Erlebnissen und ihren Entwicklungen erzählen. Hier fing ich an zu begreifen, dass ich ihnen etwas hinterlassen werde. Meine Erzählungen über sie. Und ab da fing ich an, tatsächlich Briefe an sie schreiben (digitale).

Diese zwei Aspekte verwoben sich in meinen Einträgen. Ich habe mich mit mir auseinandergesetzt und Erinnerungen für die Kinder festgehalten. Und darin sehe ich eine Besonderheit. In meiner persönlichen Auseinandersetzung könnte ich meinen Kindern auch etwas mitgeben. Sie könnten beim späteren Lesen vielleicht Einblicke in meine Ansichten und mein Gefühlsleben erlangen. Das könnte Verständnis aber vor allem Verbundenheit schaffen. Allerdings werde ich nicht all meine Tagebuch-Einträge weitergeben. Manches davon ist dann doch nur für mich bestimmt.

Einen letzten Punkt habe ich noch: Immer wieder flossen auch gesellschaftliche Themen in einzelne Tagebucheinträge ein. Auch das gehört für mich dazu. Den Kindern von den gesellschaftlichen Veränderungen zu erzählen, wie sie uns vielleicht beeinflussen oder was mir dabei durch den Kopf geht. Es ist auch ein bisschen so, als würde ich den Kindern schon mal erzählen, wo ich war als… Ich kann ja vorher nicht wissen, welches Ereignis so bedeutend sein wird, dass die Kinder mich genau das später fragen. So entstehen kleine Zeitzeugenberichte.

 

4. Was ich dir als Ideen mitgeben möchte

Wie Du siehst, ist mein Mama-Tagebuch sehr bunt. Es hat sich mit der Zeit entwickelt und umfasst unterschiedliche Aspekte. Ich halte konkrete Erinnerungen fest, verarbeite auch immer noch meine Gefühle und gebe Einblicke in meine persönliche Entwicklung, erzähle den Kindern von ihrem Leben, indem ich Briefe verfasse und lasse das Weltgeschehen mit einfließen. 

Aus diesem Mama-Tagebuch möchte ich mein Erinnerungsbuch erstellen. Dafür schlägt mein Herz besonders hoch. Ich habe meine Kindern versprochen, dass sie von mir ein Buch mit meinen Briefen und den Tagebuch-Einträgen erhalten. Eine genaue Form habe ich mir noch nicht überlegt, aber es wird mit Fotos verziert sein und anderen Erinnerungsstücken.

Und hierzu möchte ich dir ein paar Impulse mit geben. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie du nun anfangen kannst. Du könntest dich jetzt sofort mit einem Notizbuch hinsetzen oder eine Datei am Computer öffnen und loslegen. Schreibe drauflos und führe einige Zeit dein Mama-Tagebuch. Über dieses freie Schreiben findest du deinen Weg zum Mama-Tagebuch. Du wirst bemerken, worüber du schreiben möchtest, was dir wichtig ist und dann fange an, dein Tagebuch zu gestalten.

Oder lass dich von meinen Anregungen inspirieren und lege die Form und Inhalte schon vorher fest. Darüber könntest du schreiben:

  • Typische Entwicklungsschritte: Sprache, Körper, Lernerfolge, Schule
  • Besondere Momente, Ereignisse: Geburtstage, Feiertage, Einschulung, erster Wackelzahn, das erste Mal alleine ins Trainingslager oder Ferienlager, die erste Bewerbung für ein Praktikum, das erste Konzert, der erste eigene Auftritt
  • Herausfordernde Momente in eurem Leben, die euch stärker machten: Umzug in eine andere Stadt, Unfälle, Begegnungen mit unhöflichen, gemeinen Menschen, Hänseleien, Krankheiten, Jobwechsel
  • Freunde und Familie: Wen gibt es da? Wie stehen die Kinder zu diesen Menschen?
  • Gemeinsame Erlebnisse / Ausflüge: Urlaub, Reisen, Tagesausflüge
  • Interessen der Kinder: Sport, Verein, Hobbys, Musik, Tiere…
  • Haustiere 
  • Deine Gedanken und Gefühle als Mama, deine Entwicklung, aber auch deine Erlebnisse, berufliche Veränderungen…
  • Zeitgeschehen: Was ist in der Welt oder dem Lebensort los? Was passiert und ist erzählenswert? Was könnten dich deine Kindern vielleicht später mal fragen, wie: „Wo warst du als… ?“ Oder „Wie hast du … erlebt?“

 

5. Ein persönliches Mama-Tagebuch ist so wertvoll

Seit ich mein Mama-Tagebuch führe, ist mir aufgefallen, dass es in den Buchläden einige Bücher gibt, in denen man das erste Jahr mit Baby mit kleinen schriftlichen Einträgen begleiten kann. Meist gleichen sich die Seiten und fragen immer wieder dieselben Dinge ab. Für einen Einsteig ist diese Vorgabe sicherlich hilfreich für Menschen, die wenig Erfahrung mit dem Schreiben haben und unsicher sind, was sie an Erinnerungen festhalten können. 

Mich haben diese Bücher nie angesprochen. Für mich ist ein individuelles Tagebuch schöner. Hier bin ich frei, alles so zu gestalten, wie ich es möchte. Ich bestimme selbst, wie oft ich schreibe und unterliege nicht dem Druck, an bestimmten Tagen oder in vorgegeben Abständen zu schreiben. Außerdem kann ich mir in meinem persönlichen Tagebuch den Platz fürs Schreiben und auch Einkleben von Bildern, Fotos, Eintrittskarten frei einteilen. Nicht jedes Mal schreibe ich die gleiche Menge an Wörtern. Mal habe ich das Bedürfnis ganz viel zu erzählen und mal halte ich nur kurz fest, was das wichtigste des Tages war. So sind meine Einträge tatsächlich mal nur zwei Sätze kurz und dann wieder 4 Seiten lang. 

Doch der größte Vorteile für mich ist, dass ich beim späteren Lesen der Tagebucheinträge die Liebe und Begeisterung von damals spüre. In meinen Einträge habe ich nicht einfach Fragen beantwortet oder kurze Notizen zu Gewichts- und Größenangaben gemacht. Ich habe geschrieben, was mich bewegt hat. Es sind Momentaufnahmen, Gefühlsausbrüche oder bewusste Erzählungen. Das spüre ich wieder beim Lesen. Und ich bin mir sicher, auch meine Kinder spüren das.

Aber egal, wofür du dich am Ende entscheidest, jede aufgeschriebene Erinnerung ist wertvoll. Und ob du am Ende handschriftlich notierst oder dir ein digitales Erinnerungsbuch schaffst, sollte davon abhängen, womit du dich wohlfühlst und was dich am meisten anregt, immer wieder über das Leben mit deinen Kindern zu schreiben.

 

6. Steig jetzt ein

Egal wie alte deine Kinder nun sind, ein Mama-Tagebuch zu beginnen, lohnt sich jederzeit. Du könntest dir überlegen, mit einer Art Einleitung oder einem ersten Brief an deine Kinder oder dein Kind anzufangen. Darin könntest du erläutern, was dich dazu bewegt, über und an deine Kinder zu schreiben. Vielleicht möchtest du auch mitteilen, warum gerade jetzt der Zeitpunkt ist, damit zu beginnen. So schaffst du dir und auch später deinen Lesern einen guten Einstieg. Verbinden kannst du damit auch eine Art Zusammenfassung des bisherigen Lebens deiner Kinder. Oder du gibst einen Ausblick darauf, worüber du in den nächsten Einträgen schreiben wirst. Dann schaffst du dir so auch gleich eine Struktur für dein Mama-Tagebuch. So könntest du dann Rückblenden schreiben und gleichzeitig beginnen, die aktuellen Ereignisse zu schildern. 

Vielleicht kreierst du dir mit dem Schreiben deines Mama-Tagebuchs auch ein kleines Ritual und eine Zeit nur für dich. So bietet sich zum Beispiel an, sich mit dem sonntäglichen Morgenkaffee zurückzuziehen und dabei zu schreiben, die letzte Woche Revue passieren zu lassen oder alte Erlebnisse nachzuerzählen. In welchem Rhythmus du es machst, wird sich mit der Zeit finden. Es kann auch passieren, dass irgendwann eine längere Lücke in deinem Tagebuch entsteht. Steig einfach dort wieder ein, wo es sich für dich stimmig anfühlt. Denn das Tagebuch ist zwar eines der schönsten Geschenke, die du machen kannst, aber zuerst ist vor allem eine schöne Zeit für dich. 

Lass dich ins Schreiben versinken, tauche ab in dein Leben mit den Kindern und verbinde dich.

Nora

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