Schreiben mit verschiedenen Schreibstrategien
Hast du dich auch schon mal gefragt, wie der beste Weg zum eigenen Text aussieht? Vergleichst du dich manchmal mit anderen und wunderst dich, wie anders sie vorgehen als du? Bist du dann verunsichert, ob dein Weg zum Schreiben gut ist und ob du die richtige Schreibstrategie verfolgst? Oder wurdest du auch schonmal auf dein intuitives Vorgehen angesprochen von Menschen, die eher planvoll ihre Texte schreiben? Und wie machen das eigentlich die erfolgreichen Autoren und Schriftstellerinnen? Welche Schritte gehen sie, um auf Ideen zu kommen, ihre Texte anzufangen und voranzubringen? Gibt es dafür einen goldenen Weg zum Schreiben? Man könnte vermuten, dass die eine Schreibstrategie gibt, wenn man die vielen Ratgeber im Buchladen sieht, die versprechen beim Schreiben von Romanen oder Sachtexten zu helfen.
Doch Schreiben funktioniert nicht nur auf eine bestimmte Art. Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen bzw. Schreibstrategien. Hier stellen wir dir die wichtigsten 5 Schreibstrategien vor. Vielleicht findest du dich ja in darin wieder. Wir hoffen, du kannst ein paar praktische Tipps mitnehmen, wie du mit den Herausforderungen deiner Schreibstrategien umgehen kannst und dich einfach in deinem Schreiben bestärkt fühlen.
Das findest du in unserem Beitrag zu den verschiedenen Schreibstrategien:
- Diesen Schreibweg gehen scheinbar alle – die Phasen beim Schreiben
- Hier unterscheiden sich die Schreibwege – die Schreibstrategien
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- Das planende Schreiben
- Das spontane Schreiben
- Das Mehr-Versionen-Schreiben
- Das redaktionelle Schreiben
- Das puzzelnde Schreiben
- Kurzes Fazit zu den Schreibstrategien
- Du darfst dein eigenes Schreiben wertschätzen
Diesen Schreibweg gehen scheinbar alle – die Phasen beim Schreiben
Was die Forschung zum Schreibprozess schon weiß, ist, dass jedes Schreiben in drei Phasen eingeteilt werden kann: Planen, Formulieren, Überarbeiten.
Das bedeutet, dass wir das Schreiben damit beginnen, uns zu überlegen, was und worüber wir schreiben wollen. Dazu kann gehören, dass wir für eine Geschichte Ideen notieren oder eine Figur im Kopf haben, zu der wir einen Roman verfassen wollen. Oder wir sammeln Informationen zu einem Thema und überlegen, was wir davon in unserem Text unterbringen wollen. Es kann zum Planen auch dazugehören, sich über die Textsorte zu informieren und zum Beispiel Ratgeber zu lesen. Insbesondere hat das Planen mit dem Sammeln und Entwickeln von Ideen und Wissen zu tun. Wenn wir unsere Ideen haben, überführen wir sie in Sprache und Text. Dann formulieren wir das Wissen und die Ideen aus. Text entsteht. Und nachdem der Text entstanden ist, wird er überarbeitet. Es wird geschaut, ob alles logisch ist, Testleserinnen geben Rückmeldungen, wir prüfen die Sprache und vieles mehr…
Diese 3 Phasen klingen zunächst ziemlich verständlich und einfach. Für jede Phase finden sich zahlreiche Schreibtechniken und Tipps, um zu einem guten Text zu kommen. Hier aber kommt nun die Individualität von uns Schreibenden ins Spiel. Nicht jede oder jeder von uns kann auf dieselbe Art Ideen entwickeln, sich Gedanken zum Text machen und ihn planen, aufschreiben und überprüfen.
Hier unterscheiden sich die Schreibwege – die Schreibstrategien
Wie unterschiedlich Menschen an das Schreiben herangehen, zeigt Hanspeter Ortner in seiner Studie „Schreiben und Denken“ (2000). Er hat sich etwa 6000 Aussagen von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, Studierenden und Professoren zu ihren Schreibvorgängen angeschaut, darin Unterschiede und Gemeinsamkeiten ermittelt. Daraus hat er 10 Vorgehensweisen abgeleitet, die er „Schreibstrategien“ nennt. Diese Schreibstrategien wenden wir an, um schreibend zu denken, um Ideen für einen Text zu entwickeln, um mit dem Schreiben anzufangen und voranzukommen.
Diese 10 Schreibstrategien können alle zum Erfolg führen. Sie unterscheiden sich vor allem darin, ob und wie intensiv jemand den zu schreibenden Text oder den Schreibprozess zerteilt. Das bedeutet, sie unterscheiden sich auch darin, ob und wie die Phasen Planen, Formulieren und Überarbeiten voneinander getrennt oder eher zeitgleich ablaufen.
Zur Vereinfachung haben wir diese 10 Schreibstrategien von Ortner zu 5 Schreibtypen zusammengefasst, damit die Unterschiede und Herausforderungen deutlicher werden. Welche Strategie wir nutzen, hängt u.a. davon ab, welche Vorlieben wir haben, welche Textsorten wir schreiben, welche Schreiberfahrungen wir gemacht haben und welche Aufgaben uns bevorstehen.
Für uns Schreibende kann es also überaus nützlich sein, das eigene Schreiben einmal genauer zu beobachten. Kennt man die eigenen Vorlieben und Strategien beim Schreiben, kann man sich einfacher bestimmter Schreibtechniken bedienen und sich aus den Ratgebern die passenden Tipps holen. So kann man auch besser verstehen, warum es an manchen Stellen im Schreibprozess schwierig wird, man ins Stolpern gerät oder nicht vorwärts kommt.
1. Das planende Schreiben
Personen, die nach dieser Strategie an ihren Text herangehen, zerteilen ihren Arbeitsprozess und den zu schreibenden Text. Das bedeutet, sie machen sich entweder im Kopf oder auf dem Papier zunächst Gedanken zu ihrem Text, zu ihrer Geschichte. Dabei wird genau geplant, wie der Text oder die Geschichte aussehen soll: Welche Information soll der Text beinhalten? Wie soll der Text aufgebaut sein? Welcher Stil ist angemessen? Welches Vokabular kennt meine Zielgruppe? Was möchte ich mit dem Text erreichen?
Bei einer Geschichte wird geplant, welche Figuren beteiligt sind, wann sie eingeführt werden, wer diese Personen genau sind, welche Hintergrundgeschichte sie haben. Außerdem wird sich vorab ausgedacht, wie der Handlungsstrang aussehen wird, wann wird ein Höhepunkt erreicht, welcher Twist wird eingebaut, wann wird ein Geheimnis gelöst.
Bei Sachtexten würde eine Gliederung entstehen, die mit den genauen Inhalten ausgeklügelt wurde. Hier machen sich die Schreibenden Gedanken über ihre Argumentation, welche Inhalte gut zusammenpassen oder aufeinander aufbauen, welche Erklärungen, Beweise und Beispiele der Leser braucht, um Inhalte nachvollziehen oder auch anwenden zu können.
Anhand dieses Schreibplanes oder der Gliederung wird dann formuliert. Der Text entsteht so meist nach und nach mit Hilfe der Struktur. Zuletzt muss er entsprechend der Planung überarbeitet werden.
Stärken
Dieser Plan ist auch die Stärke der Strategie. Der Plan gibt Halt, der Rote Faden ist vorab sichtbar und daran kann man sich beim Ausformulieren des Textes gut orientieren. Außerdem hat man so immer im Blick, was man schon geschafft hat. Und das motiviert. Praktisch ist auch, dass man so gute Chancen hat, seinen Abgabetermin einzuhalten. Auch das Überarbeiten kann leichter fallen als bei anderen Strategien, denn der entstandene Text kann mit Hilfe der Planungsnotizen, der Gliederung, des Plot-Plans überprüft werden. Strukturelle Schwächen sind in diesen Text oft nicht so häufig zu finden, weil sich die Schreibenden darüber zu Beginn viele Gedanken gemacht haben.
Schwierigkeiten
Aber eben das ist die mögliche Schwäche dieser Strategie. Es wird lang und viel geplant, bevor der Text selbst entsteht. Das Formulieren wird nach hinten verschoben und verschoben, denn planende Schreibende können meist nicht anfangen, bevor sie nicht genau wissen, wie der Text aussehen soll. Diese lange Planungsphase sollte man in seiner Zeitplanung berücksichtigen und sich überlegen, wie man gut in eine Schreibroutine kommt. Steht der Plan, kann es zügig mit dem Ausformulieren vorangehen. Kommen dann aber neue Ideen, Inspirationen, Anregungen von Außen, wird darauf eher zurückhaltend und kritisch reagiert. Am Plan etwas ändern? Das fällt den planenden Schreibenden schwer. Durch das Festhalten am Plan können sich diese Schreibenden vielleicht wirklich schönen Ideen versperren. Hier kann es helfen, ab und zu eine andere Strategien zu wählen und bspw. spontan oder in mehreren Versionen zu schreiben.
Laut Hanspeter Ortner zählen Hermann Hesse (plante im Kopf) sowie Henning Mankell und Carl Zuckmayer (planten schriftlich) zu den planenden Schreibenden.
2. Das spontane Schreiben
Das spontane Schreiben kann als Gegensatz zum planenden Schreiben gesehen werden. Bei dieser Strategie wird erstmal nicht geplant. Hier schreibt eine Person frei und assoziativ alle Gedanken in einem Fließtext nieder. Ohne groß vorher nachzudenken, wird der Stift auf das Papier gesetzt (oder die Fingerspitzen auf die Tastatur gelegt) und spontan Text produziert. Im Prozess dieses spontanen Schreibens wird weniger über die einzelnen Formulierungen, die Sprachrichtigkeit oder die Struktur nachgedacht als vielmehr den Ideen gefolgt. Schnell tauchen Gedanken auf und fließen aufs Papier. Eine Idee bringt eine weitere hervor, die schnell notiert wird und von dort aus trägt der Stift zu weiteren Ideen. Die Schreibenden genießen dabei meist das motivierende Gefühl, schnell ins Schreiben zu kommen und keine Schreibhemmung zu haben. Die Überarbeitung folgt später und braucht meist mehr Zeit.
Stärken
Dieses schnelle Einsteigen und Vorankommen im Schreiben, schnell eine Menge Text auf dem Papier zu sehen, ist wohl der größte Vorteil dieser Strategie. Schreibhemmungen sind hier eher nicht zu erwarten. Im Vordergrund dieser Strategie steht die Quantität der Gedanken und das wertfreie Zulassen aller Ideen. So können sich die Schreibenden auf dem Papier ausprobieren und über das Schreiben eine Vorstellung von ihrem Thema oder ihrer Geschichte gewinnen. Sie entwickeln während des Formulieren ihre Figuren oder finden dabei ihre Argumente. Ebenso entdecken sie beim Schreiben selbst die Struktur des Textes, wie sie ihr Anliegen sinnvoll und logisch darstellen können oder welche Höhepunkte wann im Text erfolgen sollten.
Schwierigkeiten
Dieser spontan entstandene Text erfordert jedoch meist ein längeres Überarbeiten. Die assoziativen Gedanken und Ideen müssen in eine nachvollziehbare Reihenfolge gebracht werden. Die Sprache muss meist geglättet und von vielen Fehlern befreit werden. Und leider müssen diese Schreibenden sich meist auch von Textteilen verabschieden, da sie an manchen Stellen komplett abgewichen sind, sich verirrt haben in ihren Gedanken, manches beim Lesen danach keinen Sinn mehr ergibt oder eine Figur einfach nicht in die Geschichte passen will. Fühlt sich dieses Vorgehen zu chaotisch an, obwohl man gerne total frei schreibt, kann man diese Strategie gut mit dem Planen und Puzzeln verbinden. Hat man eine Textstruktur entwickelt, kann man entlang dieses roten Fadens einzelne Kapitel spontan runterschreiben. Auch für die gründliche Überarbeitung kann ein Plan helfen, damit man nichts übersieht.
Solltest du zum spontane Schreiben neigen, dann befindest du dich in der Gesellschaft von André Breton, Martin Walser oder Siegfried Lenz.
3. Das Mehr-Versionen-Schreiben
Ähnlich wie beim spontanen Schreiben wird bei dem Mehr-Versionen-Schreiben ohne große Planung viel und gern aus dem Bauch heraus geschrieben. Das Besondere an dieser Vorgehensweise ist dabei jedoch, dass die schreibenden Personen ihre Texte in unterschiedlichen Versionen verfassen. Das heißt, es entsteht zu einem Thema oder zu einer Idee ein Text oder eine Geschichte. Dann wird dieser erste Entwurf beiseite gelegt und neu geschrieben, anstatt den schon entstandenen Text zu überarbeiten. Es entsteht eine weitere Version des Themas oder der Idee. Und dann geht es so weiter, immer neue Versionen desselben Themas entstehen. Am Ende suchen sich dann die Schreibenden die beste Version heraus oder basteln aus allen Versionen eine finale Version, die ihnen zusagt. Auch hier besteht am Ende ein größerer Überarbeitungsaufwand.
Stärken
Ähnlich wie beim spontanen Schreiben entsteht zuerst ein schneller Fließtext. In den nächsten Versionen wird dann diese Idee weiterverfolgt und geschaut, wie sie sich am besten darstellen lässt. Die Versionen helfen den schreibenden Personen dabei, ihre Ideen und Gedanken zu ergründen, ihre Geschichte und Figuren zu entwickeln, ihr Thema zu begreifen. Auf diese Weise schreiben sie sich an ihren Kerngedanken heran und finden die beste Struktur für ihren Text. So kann es auch sein, dass mal eine Version des Textes eher überlegt entsteht und sich ein Mehr-Versionen-Schreiber der Techniken des planenden Schreibens bedient. Schreibhemmungen sind wie beim spontanen Schreiben eher selten. Mit dem Gedanken, dass man gerade nur eine Version des Textes verfasst, lässt sich der Perfektionismus ganz gut beiseite schieben – bei der nächsten Version kann man es ja besser machen. Motivierend an dieser Strategie ist auch, dass schnell viel Text entsteht und man sich kreativ austoben kann.
Schwierigkeiten
Der viele Text und die unterschiedlichen Versionen sind dann aber auch die Stolperfalle. Denn die Schreibenden müssen sich durch ihre Versionen durcharbeiten und überlegen, wie sie diese Versionen zusammenbringen und überarbeiten können. Sie müssen gut darin sein, sich für eine Version bzw. Teile von Versionen zu entscheiden. Hier kann viel für den Papierkorb geschrieben werden. Gerade bei längeren Texten könnte das frustrieren. Von den planenden Schreibenden können sie sich Gliederungstechniken abschauen. Anhand dieser vorbereiteten Struktur könnten sie dann kleinere Textabschnitte in mehreren Versionen schreiben. Mit Visualisierungstechniken behält man Zusammenhänge gut im Blick.
Dieses Vorgehen beim Schreiben haben sich u.a. Heinrich Böll zu nutze gemacht, der Textteile neu schrieb, sowie Friedrich Dürrenmatt, der sogar ganze Bücher neu geschrieben haben soll.
4. Das redaktionelle Schreiben
Eine andere Form der Annäherung an den eigenen Text kennen die Redakteure: das stetige Überarbeiten. Beim redaktionellen Schreiben wird ein Text angefangen, zu einer Idee etwas formuliert und dann wird sofort der erste entstandene Textausschnitt bearbeitet. Es werden Streichungen oder Ergänzungen vorgenommen, passendere Formulierungen gesucht oder Inhalte neu geordnet. Redakteure feilen sowohl an Formulierungen als auch an Ideen und entwickeln die Vorstellung vom fertigen Text schrittweise während dieses Prozesses. Durch dieses nahezu zeitgleiche Schreiben, Denken und Überarbeiten setzen sie sich intensiv mit ihrem Thema oder ihrer Geschichte auseinander.
Stärken
So gelingt zunächst ein schneller Einstieg ins Schreiben. Doch das Vorankommen ist wesentlich langsamer als bei den anderen Schreibstrategien. Im Schreiben wird immer wieder, Satz für Satz oder je Absatz darauf geachtet, dass die Inhalte korrekt ausgedrückt sind und die Formulierungen die zukünftigen lesenden Personen erreichen. Daher eignet sich diese Vorgehensweise besonders für poetische oder knackige Texte mit stilistischen Feinheiten.
Bei längeren Texten oder Lernaufgaben kann diese Schreibstrategie dabei helfen, die Inhalte genau zu durchdenken und auf den Punkt zu bringen. Wichtig ist nur, dass man sich Zeit für dieses Schreiben nimmt und Freude dabei hat, mit der Sprache zu spielen und zu arbeiten. Motivieren kann es, dass die Textentwürfe schon so ausgefeilt sind, dass sie besonders auf inhaltlicher und sprachlicher Ebene kaum noch überarbeitet werden müssen. Der Fokus beim Überarbeiten sollte vor allem auf der Struktur liegen. Und noch ein Tipp: Redakteure sollten den ersten Satz einer Geschichte oder die Einleitung eines Sachtextes erst zum Schluss schreiben, um sich doppelte Mühen zu sparen. Denn gerade Redakteure wissen zu Beginn eines Textes oft noch nicht so genau, was letztendlich wie im Text stehen wird. Das ergibt sich ja aus der konzentrierten Schreib-Denk-Formulierungsarbeit.
Schwierigkeiten
Die größte Schwierigkeit der Redakteure ist nicht das Anfangen sondern das Aufhören. Da eigentlich jeder Text weiter und weiter verfeinert werden könnte, es immer noch passendere Formulierungen gibt, fällt es ihnen schwer, einen Textabschnitt oder gar einen vollständigen Text zu beenden. Redakteure verstricken sich gern mal in Kleinigkeiten und verlieren vielleicht den Blick fürs große Ganze. Wenn Redakteure zu sehr zum Perfektionismus neigen und zu lange und unzufrieden an einzelnen Textstellen arbeiten, könnten sie das spontane Schreiben oder das Schreiben mehrerer Versionen ausprobieren. Mal alles beiseite legen und bewusst unperfekte Texte schreiben, später überarbeiten. Und hilft das auch nicht, dann braucht es vielleicht einen größeren Abstand. Pause machen, naschen, rausgehen, den Kopf frei bekommen, Kunst oder Sport machen, Musik aufdrehen und laut falsch mitsingen, sich im Lach-Yoga verbiegen, mit Atemübungen beruhigen oder das Haustier streicheln.
Auch mit dieser Strategie kannst du dich geistig mit anderen Autoren verbunden fühlen: Honoré de Balzac, Aldous Huxley, Karl Kraus.
5. Das puzzelnde Schreiben
Diese Strategie könnte als eine Mischform aller Strategien gesehen werden mit dem besonderen Merkmal, dass ein Text vor allem nach einer Art Lustprinzip entsteht mit den unterschiedlichsten Schreibtechniken. Die puzzelnden Schreibenden suchen sich die Textteile, Vorgehensweisen und Teilaufgaben aus, zu denen sie gerade am meisten inspiriert sind oder die ihnen gerade leicht von der Hand gehen. So entstehen verschiedene (kleine) Teile des Textes, die sie später zu einem Gesamtbild zusammenfügen müssen. Wichtig ist diesen Schreibenden, dass sie motiviert arbeiten.
Stärken
Sie probieren viel aus und nutzen die Vorteile aller anderen Schreibstrategien. Das kann auf andere sehr sprunghaft wirken. Denn wenn die puzzelnden Schreibenden ihre Gedanken zu einem Teilthema oder einer Szene zu Papier bringen, kann es passieren, dass sie dabei auf eine Idee für eine andere Szene kommen oder eine gute Argumentation für ein anderes Kapitel aufblitzt. Dann folgen sie dieser Idee. Wenn sie mal das Gefühl haben, stecken zu bleiben, dann schauen sie in der Gliederung nach und springen einfach zu einem anderen Textstück oder einer anderen Aufgabe. Dann verfeinern sie vielleicht die Struktur, recherchieren noch ein wenig, erstellen das Layout, überarbeiten fertige Kapitel. So bleiben sie immer mit dem Text beschäftigt, sie kommen eine zeitlang rasch und motiviert voran. Schreibblockaden treten selten auf, lange Zeit wird der Schreibprozess leicht empfunden.
Schwierigkeiten
Der Überblick über die vielen Puzzleteile kann verloren gehen, je mehr hinzukommen. Und wie weit ein Text wirklich schon gereift ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Und dann tauchen irgendwann im Prozess die Aufgaben auf, die lange umschifft worden sind, weil sie nicht so viele Freude bringen. Hier besteht dann doch noch die Gefahr, eine Schreibblockade aufzubauen. Die letzte große Aufgabe ist hier die Überarbeitung. Puzzler sollten dafür viel Zeit einplanen. Denn das Kunststück besteht nun darin, den Überblick zu gewinnen und eine schlüssige Struktur zu erarbeiten. Das kann für die Schreibenden bedeuten, dass sie unpassende Textstücke streichen oder löschen müssen oder bemerken, dass sie Inhalte doppelt verfasst haben oder gar welche fehlen. Hier ist Geduld und Ausdauer gefragt. Ein Überarbeitungsplan kann Wunder wirken. Und vorbeugend kann eine Planung helfen, schon während des Schreibens zu beachten, ob man Inhalte tiefgründig, zusammenhängend, in der richtigen Reihenfolge und sprachlich passend schreibt.
Und auch mit dieser Strategie sind schon große Werke entstanden u.a. von Ingeborg Bachmann, Günther Grass oder Thomas Mann.
Kurzes Fazit zu den Schreibstrategien
Jede Strategie kann zu tollen Texten führen. Jede Strategie hat Vorteile und birgt Schwierigkeiten. Diese zu kennen, ermöglicht produktiv mit ihnen umzugehen. Jede Strategie kann für verschiedene Aufgaben oder Textsorten praktisch sein. Die Strategien passen unterschiedlich zu uns Schreibenden. Es kommt auf unsere Vorlieben und Erfahrungen an. Jede Strategie kann mit anderen kombiniert werden.
Du darfst dein eigenes Schreiben wertschätzen
Was hast du bisher über dein eigenes Schreiben erfahren? Finde heraus, welche Strategie am besten zu deinem Schreiben passt oder wie du sowieso schon vorgehst. Es kann durchaus sein, dass man verschiedene Strategien für unterschiedliche Textsorten nutzt. So schreibe ich ein Gedicht/Märchen anders als einen Tagebucheintrag und diesen wieder anders als einen Beitrag für eine Zeitschrift oder diesen Blog hier. Das ist völlig in Ordnung und normal. Und du hast nun sicherlich auch bemerkt, dass manch Rat einfach nicht zu dir passt und Freunde vielleicht einfach eine andere Schreibstrategie bevorzugen als du.
Das gute ist: Wenn man sich seiner eigenen Strategie bewusst ist, kann man genauer schauen, was sich schon richtig gut anfühlt und an welchen Stellen doch Probleme auftauchen. Liegt es an den Herausforderungen, die mit einer bestimmten Schreibstrategie verbunden sind, dann kann man bei den anderen Strategien stöbern und deren Vorteile nutzen. Kombiniere dein Vorgehen mit einer anderen Schreibstrategie – vor allem, wenn du einen längeren Text schreibst. Vielleicht wirst du überrascht sein, wie gut es plötzlich mit einer kleinen Veränderung klappt. Wenn du ganz wagemutig bist, dann probiere doch mal einen ganz anderen Schreibweg aus und lass dich von dem Vorgehen anderer Schriftsteller inspirieren.
Genieß Dein Schreiben und deine eigene Schreibstrategie
Nora
- Hier kannst du verschiedene Schreibtypentests ausprobieren. Diese verwenden zum Teil andere Bezeichnungen als wir und manche unterscheiden auch nur 4 Typen oder gar nur 2: https://www.owl.tu-darmstadt.de/media/owl/schreibtechniken_und__uebungen/Schreibtypentest_5u2_Typen.pdf oder https://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/92177255/Schreibtypentest oder https://tu-dresden.de/tu-dresden/karriere/personalentwicklung-weiterbildung/ressourcen/dateien/schreibzentrum/infothek/schreibtypentest?lang=de
- Doch in eine Schreibblockade geschlittert? Dieser Blogbeitrag von uns hilft dir, zu ergründen, woran das liegt und was du brauchst. Und hier gibt ein paar Ideen, um wieder in den Schreibflow zu kommen.
- 3 einfache Schreibübungen gegen Stress https://www.schreibdrueber.de/3-schreibuebungen-gegen-stress
- Vielleicht brauchst du keine neue Schreibstrategie sondern einen anderen Schreibort und dabei vielleicht auch ein anderes Schreibmedium? Wie wäre es mit einem Notizbuch für Ideen, Entwürfe und Reflexionen? Sind dir eigentlich die Vorzüge der guten alten Schreibmaschine bewusst?
Quellen:
Hanspeter Ortner (2000): Schreiben und Denken. Berlin u.a.: de Gruyter.
Grieshammer, Ella / Liebetanz, Franziska / Peters, Nora / Zegenhagen, Jana (2013): Zukunftsmodell Schreibberatung. 2. veränderte Auflage. Hohengehren: Schneider Verlag.
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